25.06.2014 - Mit Herzblut und Persönlichkeit - Bayerischer Gründerpreis für Firmenchef Friedrich-Wilhelm Dauphin

Der Unternehmer, Tüftler und Visionär Friedrich-Wilhelm Dauphin aus dem fränkischen Offenhausen wurde am 22. Mai dieses Jahres in Nürnberg mit dem „Bayerischen Gründerpreis“ für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Ein Rückblick auf bewegte und Ausblick auf zukünftige Jahre.

Offenhausen, im Juni 2014 – Wenn Friedrich-Wilhelm Dauphin, 75, einen Raum betritt, ist seine Persönlichkeit allgegenwärtig. Für den lebenslustigen und leidenschaftlichen Unternehmer ist Erfolg nicht nur die Summe richtiger Entscheidungen, sondern das fruchtbare Zusammenwirken mit anderen Menschen. In tiefer Verbundenheit zu seiner Frau Elke Dauphin, das Paar ist seit mehr als 50 Jahren verheiratet, und seiner Tochter Antje, die seit Mitte der 90er zur Geschäftsführung gehört, besitzt er mit 24 Vertriebs- und Produktionsgesellschaften im In- und Ausland sowie zahlreichen Lizenznehmern und Vertretungen in 80 Ländern und weltweit rund 730 Mitarbeiter, eine der führenden Büromöbelfirmen in Europa, eine stylische Home-Collection, eine atemberaubende Oldtimer-Sammlung, ein gefragte Event-Location und eine historische Farm samt Weingut am Kap von Afrika, auf dem international prämierte Weine hergestellt werden.

„Bei allem, was wir machen, geht es darum, die Freude im Leben zu vergrößern – unsere eigene und die anderer Menschen“.

Sagt einer, der in einem von starken Konjunkturschwankungen geprägtem Markt seine Wurzeln hat. Denn in Krisenzeiten wird bei der Büroeinrichtung oft als erstes gespart und als letztes wieder investiert. „Unternehmen der Büromöbelbranche müssen daher besonders flexibel sein“, weiß Friedrich-Wilhelm Dauphin. Und erfinderisch: So kaufte der gebürtige Nürnberger 1969 die deutsche Niederlassung des englischen Bürostuhl-Herstellers Evertaut, denn im Gegensatz zu den Briten war er vom Erfolg hierzulande überzeugt. Er behielt recht und schaffte zwei Jahre später den Durchbruch mit einer pfiffigen Eigenkonstruktion: ein Stuhl bestehend aus konisch steckbaren Einzelteilen. Damit entwickelte Friedrich-Wilhelm Dauphin die erste selbsthemmende Konus-Steckverbindung weltweit, die eine leichte Montage der Produkteinzelteile durch simples Zusammenstecken und die Demontage mittels Werkzeug ermöglichte. Damit war die Basis für eine kleine Verpackung und somit ideale Voraussetzungen für das Exportgeschäft geschaffen. Zudem konstruierte der kreative Unternehmer Anfang der 70er Jahre die erste „Synchron-Mechanik“ für Bürostühle.

Anfangs zog der gelernte Kaufmann mit Koffer und Stuhl durch das Land und verkaufte seine Produkte, u.a. einen Drehstuhl, dessen Verkaufspreis mit 99,50 D-Mark direkt unter der damals geltenden Abschreibungsgrenze lag. Der erste Großauftrag ließ nicht lange auf sich warten: die Regierung Nordrhein-Westfalen (Finanz- und Justizministerium) orderte über 25.000 Stühle für die Oberfinanzdirektionen und Oberlandesgerichte. Ehefrau Elke Dauphin, selbst Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und aktives Mitglied bei „bayern design“ erinnert sich: „Es war ein sehr großes Wagnis, ohne Geld, aber mit viel Ehrgeiz, Willen und dem Verkaufstalent meines Mannes ein Unternehmen zu kaufen und eigene Vertriebswege aufzubauen.“ Das Paar hat sich intensiv in den Bürositzmöbelmarkt eingearbeitet und viel dabei gelernt. Die ersten Erlöse wurden ausschließlich ins Unternehmen investiert.

Der wirtschaftliche Aufschwung, der große Nachholbedarf von Unternehmen und Verwaltungen, aber auch die steigenden Sicherheitsanforderungen an den Arbeitsplatz brachten dem Markt immer wieder Impulse und begünstigen die positive Entwicklung des Unternehmens. In den 90er Jahren wandelte sich das Unternehmen durch den Zukauf entsprechender Firmen wie Bosse, Trendoffice und Züco zum Anbieter für komplette Bürolösungen.

Heute zählt der Dauphin-Konzern international zu den größten Herstellern von Büro- und Objektmöbeln. In Spitzenzeiten verlassen bis zu 2.000 Bürostühle pro Tag die Werke. Der jüngste Zweig, die exklusive Wohnkollektion Dauphin Home®, erobert seit 2010 Inneneinrichtungen in aller Welt. In China etwa wurde kürzlich eine große Musterhaussiedlung mit und von Dauphin Home möbliert.

Unter dem Motto „Alles aus einer Hand“ entwickelte sich unter der Bezeichnung „Dauphin HumanDesign® Group“, kurz DHDG, ein breit aufgestellter, erfolgreicher Komplettanbieter für ganzheitliche Bürolandschaften und -lösungen mit vielen ergonomischen Alleinstellungsmerkmalen. In der hauseigenen Forschung und Entwicklung sowie in enger Zusammenarbeit mit Instituten und Universitäten findet bis heute eine stetige Entwicklung neuer Stuhlmechaniken statt. Insgesamt verfügt Dauphin weltweit über 73 Gebrauchsmuster und Patentanmeldungen, 175 Geschmacksmusteranmeldungen und Design-Patente sowie 118 Markenanmeldungen. Mit der Konstruktion seiner ersten „Synchron-Mechanik“ wurde Friedrich-Wilhelm Dauphin  im Dresdner Hygiene-Museum als „Vater der Synchron-Mechanik“ ausgestellt.

Doch sind es nicht allein Bürostühle oder Büromöbel, die den weltgewandten Unternehmer faszinieren. Zusammen mit seiner nicht minder engagierten Gattin sammelt Friedrich-Wilhelm Dauphin unter anderem leidenschaftlich Oldtimer. In über 30 Jahren hat das Ehepaar eine geschichtsträchtige Sammlung zusammengestellt: derzeit circa 160 Oldtimer und 240 nostalgische Motorräder, die allesamt fahrtüchtig sind und zu speziellen Anlässen von allen Familienmitgliedern hingebungsvoll gefahren wurden und werden. Besonders erwähnenswert ist hier die französische „Tour Auto“, die Friedrich-Wilhelm Dauphin im Jahr 1998 als Beifahrer von Rallyefahrerlegende Walther Röhrl in der Competition-Klasse als Gesamtsieger mit gewann.

Um die altehrwürdige Sammlung stilvoll unterzubringen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, erstand die Familie 1999 eine ehemalige Fabrikhalle in Hersbruck und entwickelte daraus bis 2004 „Dauphin Speed Event“: ein auf knapp 18.000 qm angelegtes Ambiente für Veranstaltungen aller Art für bis zu 500 Personen. Mit leichter Hand und unverkennbarer Note kreierte Elke Dauphin einen einzigartigen Ort als Rahmen für ganz besondere Events und Festivitäten. Mittendrin die Oldtimer, außen herum ein Mini-Versailles, mit Baumriesen, Formschnitt-Hölzern, weitläufigen Rasenflächen und Kois-Teich.

Die allgegenwärtige Gastfreundschaft der Familie Dauphin attestiert sich auch auf ihrer historischen Farm „Allée Bleue“ am Kap in Südafrika. Bei einer ihrer unzähligen Geschäftsreisen erwarb das Ehepaar eine alte Weinfarm, die nach Landzukäufen heute rund 133 ha misst und unter der Bezeichnung „Allée Bleue“ sehr erfolgreich Wein, Früchte, Kräuter und Oliven anbaut und weltweit vermarktet. Das „Allée Bleue Estate“ ist mit seinem Bistro, seinem Picknickgarten und dem Boutique-Hotel romantische Kulisse für großangelegte Festivitäten für bis zu 400 Personen. Darüber hinaus gibt es auf der außergewöhnlichen Anlage auch zwei High-Tech-Konferenzräume für anspruchsvolle Business-Events, Tagungen, Seminare oder Konferenzen.

Die Produkte der einzelnen DHDG-Marken sind mittlerweile weltweit über Lizenznehmer, Vertriebspartner und eigene Niederlassungen in über 80 Ländern erhältlich. Allein in Deutschland hat die Firmengruppe 750 Fachhandelspartner. Unter dem Dach einer gemeinsamen, effizienten und kompetenten Vertriebsorganisation präsentieren sich die einzelnen Unternehmensmarken mit einer individuellen Corporate Identity und werden am Markt bewusst von einander abgegrenzt positioniert.

Friedrich-Wilhelm Dauphin besticht bis heute durch seine außergewöhnliche Unternehmerpersönlichkeit, sein Familienunternehmen durch eine gewachsene Firmenkultur, die geprägt ist von der Kunden- und Mitarbeiter-Einbindung in die eigenen, gelebten und gepflegten Leidenschaften. Sein Credo: „Wir sind eine Leistungsgemeinschaft auf der Basis von Eigeninitiative und gegenseitiger Wertschätzung.“ Nach 50 Jahren aktiven Berufsleben blickt der Visionär, der sich bereits in den 70er Jahren zu modernen Managementstrategien wie Outsourcing und Lean-Production bekannte, entspannt in die Zukunft: „Wir sind ein funktionierendes Team aus langjährigen Geschäftsführern und vielen verdienten Mitarbeitern. Aktuell wandeln wir unser Familienunternehmen zu einem Management-geführten Konzern um. Unsere Tochter Antje Dauphin wird Teil dieses Teams. Ich selbst plane den Beiratsvorsitz zu übernehmen.“


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